Führung

Was Feedback mit Flügeln und Zitronen zu tun hat

Feedback – einfach nur Rückmeldung oder Nahrung geben?

Versetzen Sie sich doch bitte einen Moment in die Rolle einer Person, die Feedback bekommt. Und fragen Sie sich: Was wünsche ich mir? Also nicht: Was erwarte ich? Sondern: Was wünsche ich mir?

Meine Antwort ist eindeutig: Ich wünsche mir keine bloße Rückmeldung über mein Verhalten, sondern Nahrung oder Futter. Das steckt ja bereits im Wort: to feed - mit Nahrung versorgen, füttern. Also Nahrung, die mich wachsen lässt, die mich stärkt. Die es ermöglicht, dass ich mich gut entwickle. In der Praxis wird Feedback häufig nicht in diesem Sinne eingesetzt. Obwohl es genau dann eines der besten Instrumente ist, um Mitarbeitende zu motivieren! Wussten Sie noch nicht? Dann lohnt es sich, weiterzulesen.

Warum Feedback so wertvoll ist

Bleiben wir noch einen Moment in dieser Rolle. Wir bekommen Feedback. Leider kein positives. Wir merken zwar, dem anderen fällt es auch nicht leicht. Aber was bleibt ist dieses Gefühl: Ich habe es nicht gut gemacht. Ich habe einen Fehler gemacht. Den anderen enttäuscht.

Wechseln wir jetzt mal die Perspektive. Wir sind in der Rolle des Feedbackgebers. Feedback ist nicht einfach nur eine mündliche Beurteilung. Wenn wir uns klar machen, dass es Auswirkungen auf die Beziehung zwischen uns und der anderen Person hat, wird schon deutlich, dass Sorgfalt ratsam ist. Ist die Porzellanschale zerdeppert, müssen wir sie mühsam wieder zusammen kleben. Und wenn wir uns jetzt noch bewusst machen, dass es den Selbstwert der anderen Person tangiert, also mitten ins Herz geht, bedarf es noch mehr Aufmerksamkeit. Mit unserem Feedback können wir andere Menschen regelrecht beflügeln – oder zerstören. Deshalb ist es wichtig, dieses Instrument richtig einzusetzen.

Feedback hat mit Haltung zu tun

Wie macht man das, mit so einem schlicht daher kommenden Instrument anderen Flügel verleihen? Das ist zuallererst eine Frage der Haltung. Und die fängt bereits bei der Häufigkeit des Feedbackgebens an. Ehrlich gesagt, wir sind in der Regel defizitorientiert unterwegs, sehen also vor allem, was nicht gut läuft. Deshalb gilt: wir können gar nicht zu viel positives Feedback geben. Das ist wie mit Obst oder Gemüse, zu viel davon gibt es nicht. Es zeigt unsere Wertschätzung für den anderen Menschen. Und das tut so gut! Es bestärkt. Gibt Orientierung. Motiviert. Und führt zu besseren Ergebnissen.

Und wenn wir nichts Positives zu sagen haben? Wenn es also ein kritisches Feedback ist? Das hat erst recht mit Haltung zu tun. Wie gesagt, wir können damit andere zerstören. Indem wir pauschal die ganze Person kritisieren. Damit ist nichts gewonnen. Wir haben eine Verhaltensweise gefunden, die verbesserungsfähig ist. Gut. Dann können wir das ja auch sagen. Allerdings konstruktiv und mit etwas Zurückhaltung. Wir wissen ja, wir neigen dazu, nach dem Haar in der Suppe zu suchen. Also kritisch konstruktives Feedback nur so oft wie nötig. Und dann kann es Wunder wirken, wenn wir uns vorher überlegen, was wir an der anderen Person dennoch schätzen, was sie gut macht. So kommen wir wieder in eine wertschätzende Haltung. Das spürt unser Gegenüber und ist damit auch viel eher bereit, unser Feedback anzunehmen. Und mindestens genauso wichtig: so schaffen wir es, negative Emotionen aufzulösen, Genervtsein, Ärger, Wut. Sitzen sie mit am Tisch, ist vorprogrammiert, dass wir in die Pauschalkritik rutschen. Nur weil etwas Petersilie auf dem Essen liegt, ist nicht das ganze Essen schlecht.

Flügel verleihen wir mit einer wertschätzenden Haltung, die beim anderen ankommt, also authentisch und ehrlich ist.

Wann ist der richtige Moment?

Diese wertschätzende Haltung gelingt uns auf natürliche Weise, wenn es etwas zu loben gibt, wenn wir etwas gut finden, wenn es uns schmeckt. Dann ist der richtige Moment für positives, spontanes Feedback. Damit ist auch das Kriterium erfüllt, dass Feedback zeitnah erfolgen sollte, um nachvollziehbar zu sein. Wir könnten die andere Person sogar auf frischer Tat ‚ertappen‘, etwas gut gemacht zu haben. Da sind wir wieder beim Obst oder Gemüse, das schmeckt frisch einfach am besten.

Wenn uns die Petersilie stört, dann nicht gleich meckern. Wie gesagt, es können Emotionen im Spiel sein. Und andere Personen anwesend. Wir machen einen nahen Termin aus und bereiten uns vor, um zum Gespräch die Emotionen ab- und eine gute Haltung aufzubauen. Und wir sind dann unter vier Augen. Wenn wir unser Gespräch mit einem ehrlich gemeinten ‚Wie geht es dir?‘ eröffnen und es auch wirklich wissen wollen, also nicht als Floskel verwenden, wird das beim Gegenüber ankommen. Bevor wir unsere Sicht der Dinge darlegen dürfen, sollten wir auch Raum geben für die andere Sichtweise: ‚Wie hast du das erlebt? Wie ging es dir in der Situation?‘ Wir zeigen Interesse, sitzen dann auf Augenhöhe beisammen und unterhalten uns konstruktiv über die Verwendung von Petersilie.

Was sonst noch wichtig ist - KoZIKoV

KoZIKoV heißt unsere Kurzformel für wirksames Feedback: Konkret, Zeitnah, in Ich-Botschaften, Konstruktiv und Verhaltensbezogen. So motivieren wir anstatt zu zerstören.

Je konkreter unser Feedback ist, umso mehr kann die andere Person damit anfangen. Also welches Verhalten, in welcher Situation hat uns aus welchem Grund nicht gefallen. Das führt zum einen dazu, dass ganz klar ist, es geht nur um dieses Verhalten. Und zum anderen ist es Ausgangspunkt für Verbesserungsmöglichkeiten. Die am besten erst mal gar nicht von uns als Feedbackgeber, sondern vom Feedbacknehmer kommen. Trotzdem müssen wir genau wissen, was wir mit unserer Bewertung erreichen wollen. Nie wieder Petersilie? Eher Tomatenscheiben? Gar keine Deko auf dem Teller? Das gibt Orientierung für zukünftiges Verhalten. Und so sollten wir das auch ausdrücken. ‚Für das nächste Mal wünsche ich mir…‘. Was vergangen ist, lässt sich nicht mehr ändern, wir brauchen nicht darauf herum zu kauen. Generell drücken wir uns am besten in Ich-Botschaften aus. Schließlich ist es ja unsere Meinung, dass Petersilie hier nicht hinpasst.

Sollten wir positives und negatives Feedback voneinander trennen? Das macht durchaus Sinn. Wie bereits erwähnt: Wir sehen und hören vor allem das Negative - auch wenn wir Feedback bekommen. Wenn wir nun zuerst etwas Positives gesagt bekommen, dann aber noch Kritik an unserem Verhalten hören, besteht die Gefahr, dass das Positive untergeht. Zumindest bei selbstkritischen Menschen. Vom süßen Geschmack der Banane bleibt nichts nach einem Schnitz Zitrone.

Außerdem: Wenn Feedback nicht immer nach demselben Schema (erst positiv, dann kritisch) abläuft, entsteht mehr Akzeptanz auf der anderen Seite. Wir kritisieren nicht nur. Wir loben aber auch nicht, wenn es gerade nichts zu loben gibt. Unser Feedback kann eingeordnet werden, es hat Aussagekraft, es wird angenommen. Und schafft Vertrauen. So wird persönliche Weiterentwicklung möglich. Die Flügel können wachsen.

Egal in welcher Rolle wir sind, Feedbackgeber oder Feedbacknehmer, wir sollten nicht vergessen: Die Geschmäcker sind verschieden. Was des einen Meinung oder Sicht ist, muss nicht für den anderen stimmen. Wir schauen durch unsere Brille, wenn wir andere beurteilen. Wir glauben, es besser zu wissen. Ich-Botschaften spiegeln genau das wider. Sie zeigen aber auch gleichzeitig ihre Begrenztheit auf. Dem Feedbacknehmer darf das durchaus bewusst sein. Genauso wie die Tatsache, dass wir selbst unsere blinden Flecken am wenigsten sehen können. Es könnte also durchaus ein Stück Wahrheit im Feedback liegen. Auch wenn sie sauer schmeckt.

Ich wünsche Ihnen viel Freude dabei, Ihre Mitarbeiter:innen und Kolleg:innen bei guten Taten zu ertappen und sie mit einer Schale voll frischem Obst zu verwöhnen.

Für Vitamin-Fanatiker:

Die wichtigsten Punkte und häufigsten Fehler beim Feedback finden Sie auch in den beiden Videos auf unserem Youtube-Kanal. Weitere Angebote und Informationen auf www.ans-ziel.eu. Und sollte das Porzellan schon zerschlagen sein, rufen Sie uns gerne an und vereinbaren einen individuellen Coaching-Termin unter  +49 (0) 75 51 - 6 08 16.

Andreas Zaiß

Christophstraße 40
88662 Überlingen

USt.-ID: DE160331754


Telefon: +49 (0) 75 51 - 6 08 16
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