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Max: Menschen sind emotionale Wesen… (Max – Folge VI)

Als Max nach dem Gespräch das Büro der Abteilungsleiter wieder verlässt, muss er an den Satz denken, den er im Coaching-Basiswissen-Seminar bei AZ-Ans Ziel gelernt hat: Menschen sind emotionale Wesen mit einer Prise Verstand, die aber nicht immer funktioniert. - Auch seine Abteilungsleiterin, die er früher wegen ihrer Souveränität und ihrem scharfen Verstand bewundert hatte, war ganz offensichtlich ein emotionales Wesen. Und der scharfe Verstand, den sie definitiv hatte, war durch Tanjas Provokation “außer Betrieb” gesetzt worden. Stattdessen spielte die Abteilungsleiterin die “Machtkarte” sowohl gegenüber Tanja, als auch jetzt gegenüber ihm als Teamleiter. So wie es viele Führungskräfte tun, wenn sie sich eigentlich hilflos fühlen. Häufig beginnen ihre Sätze dann mit “Ich erwarte von Ihnen, dass…” oder auch mit “Wenn Sie nicht sofort … tun, dann…” und gehen dann mit der Androhung von Abmahnungen o.ä. weiter. 

Auch wenn Max im Augenblick selbst davon betroffen ist, kann er die Abteilungsleiterin verstehen. Dieses Verhalten ist typisch menschlich. - Trotzdem ist es für ihn ein abschreckendes Beispiel. Er möchte nicht mit Druck und Drohungen führen. Die Augenhöhe, von der immer geredet wird, sieht anders aus. Aber bei MItarbeiter*innen wie z.B. Tanja ist das tatsächlich nicht so einfach umzusetzen.

Wie bekommen wir die Kuh vom Eis?

Zurück in seinem Team möchte Max nun aber auch die andere Seite hören. Deshalb bittet er alle Teammitglieder zu einem kurzen Meeting und stellt die Frage: “Wie habt Ihr die letzten Wochen und vor allem die Geschichte mit Tanja und der Abteilungsleiterin erlebt?” - Weil er weiß, dass Paul und Michael in solchen Situationen gern das Wort an sich reißen und die anderen dominieren, fragt Max bewusst jedes Teammitglied reihum. Dabei beginnt er bei Petra, denn sie betrachtet die Dinge meist differenziert und mit Verständnis für alle Seiten.

In dem kurzen Meeting stellt sich heraus: Tatsächlich fand die Mehrheit der Teammitglieder das Verhalten von Tanja unangebracht, aber nach außen gegenüber der Abteilungsleitung ist man natürlich solidarisch. Keiner würde sich öffentlich gegen Tanja stellen. Aber da Max mittlerweile großes Vertrauen im Team genießt, sind sie ihm gegenüber ganz offen.

“Wie bekommen wir nun die Kuh vom Eis? Wie kriegen wir das Ganze nun gelöst?” fragt Max in die Runde. - Die Lösung kommt aus einer Ecke, wo Max sie nicht vermutet hätte. Michael, der genauso wie Paul und Tanja eher zu den kritischen Aufwieglern im Team gehört, schlägt vor: “Ich kann mit Tanja sprechen und fragen, ob sie sich bei der Abteilungsleiterin für ihr Verhalten und ihren Ton entschuldigen möchte.” Max ist begeistert. Das könnte helfen, das ganze Drama zu beenden und sich wieder auf die eigentliche Arbeit zu konzentrieren.

Wie im Kindergarten

“Manchmal habe ich das Gefühl, dass ich in einem Kindergarten bin”, sagt Max zu seinem Coach. Nach dem Theater der letzten Tage hatte Max das dringende Bedürfnis, das Ganze im Coaching zu reflektieren. - “Wir Erwachsene sind groß gewordene Kinder. Das Kind ist immer noch in uns”, erklärt der Coach. “Gerade dann, wenn wir in emotionalen Stress geraten, können wir kaum noch klar denken und vernünftig agieren. Wir haben dann zu viel Stresshormone in uns. Das Dumme ist nur, dass wir das in diesem Moment meistens nicht merken.” Max hört interessiert zu, während der Coach weiter erläutert: “Oft sind es ganz bestimmte Situationen oder auch Verhaltensweisen anderer, die uns triggern, also in emotionalen Stress versetzen. Je nachdem, was für ein Persönlichkeitstyp wir sind, reagieren wir dann unterschiedlich. Es gibt vier typische Reaktionsmuster: aggressiv-aufbrausend, verbissen-belehrend, giftig-vorwurfsvoll und arrogant-abkanzelnd. Jeder von uns hat eines dieser vier Reaktionsmuster.” - “Das klingt ja nicht gerade ermutigend”, wirft Max ein und ergänzt: “Aber es stimmt: Frau Di Maria, die Abteilungsleiterin, kann ziemlich arrogant-abkanzelnd sein. Und Tanja aggressiv-aufbrausend.” - “Wenn diese beiden Verhaltenstypen aufeinander treffen, geht es in der Regel um fehlenden, gegenseitigen Respekt und um die Frage: Wer hat die Macht?” erklärt der Coach. - “Ist das nicht immer so, dass es um fehlenden Respekt geht?” entgegnet Max. - “Nein, wenn Sie zum Beispiel sich selbst und Ihre Abteilungsleiterin nehmen. Da geht es um etwas anderes, nämlich um fehlendes Vertrauen. Das ist der Konflikt zwischen dem arrogant-abkanzelnden und dem giftig-vorwurfsvollen Verhaltenstypen.” - Max ist perplex. Das stimmt. Tatsächlich war das bisher immer die unterschwellige Frage zwischen ihm und seiner Abteilungsleiterin: Hat sie Vertrauen in mich? Kann ich ihr vertrauen? Um fehlenden Respekt oder Anerkennung ging es da nie.

“Woher wissen Sie das alles? Und woher wissen Sie, dass ich der giftig-vorwurfsvolle Typ bin? Das wusste ich bis gerade eben selbst noch nicht!” fragt Max. - “MUV, das Modell des Unbewussten Verhaltensautomatismus,” antwortet der Coach lapidar. “Dass Ihnen Ihr Verhaltensmuster nicht bewusst ist, ist völlig normal. Deshalb spricht man in diesem Modell auch vom Unbewussten Verhaltensautomatismus.” - Ja, zu diesem MUV-Seminar wollte Max ohnehin gehen. Aber dass die Sache solch eine Tragweite und Bedeutung hat, wird ihm erst jetzt richtig klar.

Max fasst einen Entschluss

Was ihm der Coach über dieses Persönlichkeitsmodell MUV erzählt hat, beeindruckt Max sehr. Zu Hause fragt er gleich seine Frau, ob er tatsächlich manchmal giftig und vorwurfsvoll sei. Und sie antwortet mit einem Lächeln: “Na, klar. Aber ich habe Dich trotzdem lieb.” - Max ist verblüfft. Das ist ihm bislang gar nicht bewusst gewesen. Er denkt sich: Das nennt man wohl “blinder Fleck” in der Selbstwahrnehmung. Vermutlich habe den nicht nur ich, sondern auch genauso Tanja und die anderen im Team.

Max beschließt: Er möchte gemeinsam mit seinem Team MUV kennenlernen. Er verspricht sich sehr viel davon: ein besseres Verständnis füreinander und auch gegenüber anderen. Und dadurch ein besseres Miteinander und ein besseres Zusammenarbeiten. Außerdem hofft er, dass jedem seine eigene Wirkung klar wird, vor allem in Anspannung. Dann besteht vielleicht die Chance, dass solche unnötigen Konflikte wie zwischen der Abteilungsleiterin und Tanja nicht mehr passieren.

Das O.K. für den Team-Workshop hat die Abteilungsleiterin ja bereits gegeben. Nun muss er nur noch einen passenden Termin für sich und sein Team finden. Am besten gleich nach den Sommerferien, denkt er. Er nimmt Kontakt mit AZ-Ans Ziel auf.

Max und sein Team machen MUV

Tatsächlich hat es kurzfristig mit einem Termin für das MUV-Seminar bei AZ-Ans Ziel geklappt. Nun sitzen Max und sein Team gespannt im Seminarraum in Überlingen, nur  50 Meter vom Bodenseeufer entfernt. Sie lernen die vier Programme des MUV-Modells kennen: den Begeisterer mit seinen vielen Ideen und seinem Auf und Ab, den Ruhenden Pol, der sehr viel denkt und analysiert, den Ritter, dem das Miteinander sehr wichtig ist, der sich aber auch immer wieder ausgenützt fühlt, und den Fels in der Brandung, der sehr feine Antennen hat, aber auch sehr hart gegen sich und andere sein kann. 

Das Interessante dabei: Jedes Programm besteht aus einer Polarität, einem inneren Gegensatz. Deshalb hat jeder von uns so unterschiedliche, teilweise widersprüchliche Facetten, die sich in Wirklichkeit aber gegenseitig bedingen. Zum Beispiel der Fels in der Brandung, der einerseits  sehr feinfühlig, empfindsam, andererseits aber auch sehr rigoros und unemotional sein kann. Oder der Begeisterer, der zwischen Begeisterung und Ideenreichtum einerseits und Sorge und negativer Übertreibung (“Oh Gott, was könnte alles passieren”) schwankt. Oder der Ruhende Pol, bei dem Polarität aus ruhig, gelassen ⇔ getrieben, ruhelos besteht. Oder der Ritter, der sich im Spannungsfeld zwischen leidenschaftlich, miteinander orientiert und leidend, sich zurücknehmend befindet.

Für Max und seine Teamkolleg*innen klingt das alles sehr interessant. Schnell fangen sie an, andere den einzelnen Typen bzw. Programmen zuzuordnen. Nur bei der Selbsteinschätzung tun sich die meisten schwer. Irgendwie hat man doch von allem etwas. Aber das Seminar ist ja noch nicht vorbei. Wie es weitergeht, erfahren Sie nächste Woche.

Die Fortsetzung ist: Jetzt wird vieles klar!

Die Folge davor: Die Abteilungsleitung sorgt für Überraschung

Anmerkung: Max steht für viele Teamleiter*innen und andere Führungskräfte, die wir begleitet haben. Jede hatte dabei ihre ganz individuelle Geschichte, die wir als Coachs und Berater stets vertraulich behandeln. In diesem Artikel über Max haben wir das zusammengefasst, was wir immer wieder erleben. Als echte Person existiert Max in Wirklichkeit aber nicht.

Andreas Zaiß

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