Change / Führung

„Und ich muss es umsetzen“ –  Max, der Teamleiter, im Change-Prozess (Max – Folge I)

Führungskräfte auf der mittleren und unteren Ebene stehen in Change-Prozessen oft vor besonderen Herausforderungen. Sie müssen in die Tat umsetzen, was die Geschäftsleitung und die obere Führungsebene als Veränderungsstrategie beschlossen haben. Sie werden mit den Schwierigkeiten und Konflikten bei der Umsetzung konfrontiert und haben dabei oft einen schweren Stand. So wie zum Beispiel Max, ein Teamleiter, um den es in diesem Artikel geht.

Teamleiter Max ist eigentlich ein Teamplayer 

Ihm macht es Freude, zusammen mit seinen Kolleg*innen die Arbeit zu machen. Er sieht sich nicht als etwas Besonderes. Führungskraft ist er deshalb geworden, weil jemand gesucht wurde, der sich engagiert, der zuverlässig ist und alle im Team integrieren kann. Das ging auch lange Zeit gut so. Aber jetzt stehen im Rahmen des Change-Prozesses einschneidende Veränderungen in seinem Team an. Durch eine Neuorganisation des gesamten Arbeitsprozesses wird das Team voraussichtlich halbiert. Die übrigen Teammitglieder sollen auf andere Standorte verteilt werden und  neue Aufgaben erhalten. Konkret entschieden ist aber noch nichts. - Bei den meisten im Team stoßen diese Veränderungen auf großen Widerstand. Mit ihrem Unmut wird Max mittlerweile täglich konfrontiert.

Max selbst ist auch nicht zu 100% von der geplanten Veränderung überzeugt. Sicherlich muss sich etwas ändern im Unternehmen, damit die Abläufe und auch die Wirtschaftlichkeit besser werden. Aber ob die geplante Neuorganisation tatsächlich den gewünschten Nutzen bringt? – Da hat er seine Zweifel.

Als Teamleiter muss er seinem Team das neue Konzept verkaufen

Das fällt Max schwer. Etwas zu „verkaufen" ist sowieso nicht sein Ding. Und dann noch diese schlechte Stimmung. Er spürt, wie ihm von einigen in seinem Team eine aggressive Haltung entgegen schlägt, besonders von Tanja, Paul und Michael mit ihren bissigen Bemerkungen. Das trifft Max und er fühlt sich ungerecht behandelt. Schließlich war es nicht er, sondern die Geschäftsleitung, die sich das Ganze ausgedacht hat! Am liebsten geht Max dem ganzen Thema aus dem Weg. Deshalb macht er auch keine Teambesprechungen. Da werden nur unangenehme Fragen gestellt.

Mittlerweile ist es soweit, dass Max oft schlecht schläft. Die Probleme und Konflikte mit seinem Team nimmt er mit nach Hause. Dort ist er dann eher wortkarg und gereizt, was auch seine Frau und seine Kinder zu spüren bekommen. Max merkt, wie er sich immer mehr in einer Abwärtsspirale befindet. Die Spannungen bei der Arbeit führen zu Spannungen zu Hause. Es gibt kein Erholen und Auftanken mehr für ihn. – So darf es nicht weitergehen. Es muss etwas passieren!

Mit dem Team im Bett  

Max versucht, sich zusammenzureißen und durchzuhalten. Zu seinem Team geht er auf Distanz, insbesondere zu Tanja, Paul und Michael, die ständig etwas zu kritisieren haben. In der Mittagspause bleibt Max lieber allein und gibt sich auch sonst im Büro wortkarg und distanziert. Die Stimmung im Team wird immer eisiger, gleichzeitig nehmen die Krankheitstage der einzelnen Teammitglieder zu. Das führt zu noch mehr Unmut bei denen, die da sind und die Arbeit der anderen mitmachen müssen. Wenn Max nachts überhaupt schlafen kann, dann träumt er von der Situation in seinem Team und liefert sich im Traum hitzige Wortgefechte mit den anderen. - Schließlich ergreift Max’ Frau die Initiative: “Sprich endlich mit Deiner Abteilungsleiterin über das Problem - sonst mache ich es!”

Die Abteilungsleiterin

Gabriela Di Maria ist die Abteilungsleiterin von Max. Max schätzt und respektiert sie. Und er hat auch ein bisschen Angst vor ihr, denn sie ist geradlinig, erwartet viel von ihren Mitarbeitenden und scheut keine klaren Worte. Max ist sich unsicher, ob sie wirklich Verständnis für ihn und seine Probleme hat oder ob sie sein Verhalten als  Führungsschwäche ansieht. Er wagt es aber trotzdem und bittet seine Abteilungsleiterin um ein Gespräch.

Tatsächlich ist das Gespräch dann wie eine Befreiung. Max erlebt seine Abteilungsleiterin so empathisch und gefühlvoll wie selten zuvor. Das ermutigt ihn, ganz offen darüber zu sprechen, wie schlecht es ihm gerade geht. Statt ihn zu kritisieren, hört die Abteilungsleiterin einfach zu, fragt an manchen Stellen nach und zeigt Verständnis.

Nur das Ergebnis des Gesprächs ist nicht das, was Max sich eigentlich gewünscht hat. Am liebsten wäre es ihm gewesen, wenn sich Frau Di Maria um die Sache gekümmert hätte. Wenn sie in sein Team gekommen wäre und Klartext gesprochen hätte. - Das, was ihm als Teamleiter so schwer fällt. - Genau das will seine Abteilungsleiterin aber nicht, und zwar mit der Begründung: “Dann untergrabe ich Ihre Autorität. Ich weiß, dass Sie das selbst schaffen. Sie werden Ihr Team mit Erfolg durch diese schwierige Zeit führen. Auch wenn Sie es selbst vielleicht nicht glauben können.”

Coaching für mich? Was soll das bringen?

Einerseits freut sich Max über diese Aussage. Andererseits fühlt er sich aber immer noch hilflos und weiß nicht, wie er mit der Situation am besten umgehen soll. Die Abteilungsleiterin bietet Max an, sich von einem externen Coach unterstützen zu lassen. Die Firma übernimmt die Kosten dafür. Frau Di Maria hat auch eine Empfehlung für ihn: einen Coach, bei dem sie selbst auch schon im Coaching war und mit dem sie gute Erfahrungen gemacht hat. Max ist skeptisch. Er war noch nie in einem Coaching und weiß nicht, ob es ihm tatsächlich etwas bringt. Eigentlich sollte man das Team coachen, vor allem die schwierigen Teammitglieder, die ständig maulen und kritisieren. Sie müssten ihr Verhalten ändern und nicht er. Schließlich lässt sich Max aber doch darauf ein und vereinbart einen Termin mit dem Coach. 

Die Fortsetzung des Blogs finden Sie unter: „Max, der Teamleiter, im Coaching“

Anmerkung: Max steht für viele Teamleiter*innen und andere Führungskräfte, die wir begleitet haben. Jede hatte dabei ihre ganz individuelle Geschichte, die wir als Coachs und Berater stets vertraulich behandeln. In diesem Artikel über Max haben wir das zusammengefasst, was wir immer wieder erleben. Als echte Person existiert Max in Wirklichkeit aber nicht.

Andreas Zaiß

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